Was sie über Younow wissen sollten

Der Live-Streamingdienst YouNow wird in Deutschland immer populärer. War das Angebot ursprünglich dafür gedacht, Nachwuchskünstlern und Kreativen eine Präsentationsplattform zu bieten, nutzen es momentan viele Kinder und Jugendliche, um live aus ihrem Alltag zu berichten. Das stellt sowohl die jungen Nutzer (oft unbewusst) als auch die Eltern vor ernsthafte Herausforderungen. Denn sowohl eine Altersunterschreitung (das offizielle Mindestalter für eine Anmeldung beträgt 13 Jahre) als auch zahlreiche weitere Probleme sind bei einem Besuch der Seite augenscheinlich und werden derzeit vielfach und kritisch in den Medien diskutiert: Durch den Dienst drohen den Kindern sexuelle Belästigung, Cybermobbing und weitere Persönlichkeitsrechtsverletzungen. Darüber hinaus sind auch pornografische Inhalte über das Portal abrufbar, die nur Personen über 18 Jahre zugänglich sein dürfen.


Die Problematik im Überblick: Offenherzigkeit trifft mangelnde Kontrolle

Der Live-Streamingdienst YouNow wurde 2011 in New York gegründet, hat mehr als 100 Millionen Nutzersitzungen im Monat, 15 Prozent des Datenverkehrs kommen aus Deutschland. In Deutschland sind die Nutzerzahlen mit einem Wachstum von etwa 250 Prozent in den vergangenen zwei Monaten sprunghaft angestiegen. Videos mit den Hashtags „deutsch", "deutsch-girl" und "deutsch-boy" sind in Deutschland die beliebtesten Schlagworte.
 

  • Das offizielle Mindestalter von 13 Jahren wird vielfach unterschritten. Da die Anmeldung über Facebook, Twitter oder Google+ erfolgt, wo das Geburtsdatum frei wählbar ist, stellt das Nutzungsverbot kein Hindernis für jüngere Nutzer dar.
  • Auch die Veröffentlichung des Klarnamens wird durch die Anmeldung über Facebook provoziert. Darüber hinaus geben die Nutzer vielfach unbehelligt weitere private Daten preis.
  • Fehlende Zugangskontrollen ermöglichen jedem Zugriff auf die Streams, Chatverläufe und weitere Daten, ein anonymes Zuschauen ist problemlos möglich.
  • YouNow räumt ein, dass keine ausreichende Kontrolle und Moderation stattfindet und gibt lediglich an, dass sie dabei sind, die Mechanismen zu stärken. Insbesondere der Livecharakter erschwert aber einen Schutz der jungen Nutzer zusätzlich.


Sexuelle Belästigung – Persönlichkeitsverletzung – Cybermobbing

Aus ersten Erfahrungen mit dem Dienst in Deutschland haben sich folgende Problematiken als schwerwiegendste herausgestellt:

  • Laut Nutzungsbedingungen sind Drogen, Sex, nackte Haut und Gewalt zwar verboten, es mangelt aber an Kontrolle.
  • Sexuelle Belästigungen, Aufforderungen, nackte Haut zu zeigen, Beleidigungen und Anfeindungen sind in den Kommentaren regelmäßig zu finden. Wer sich bedroht oder verunsichert fühlt, kann das dem Anbieter melden oder den kommentierenden Zuschauer blockieren.
  • Die Aufforderung zum Chatten im Messenger kik, der als Plattform für Jugendpornografie und Pädosexuelle bekannt ist, taucht schon bei kurzer Sichtung in den Kommentarleisten jugendlicher Nutzer mehrfach auf.
  • Auch pornografische Inhalte sind frei zugänglich.
  • Die Nutzer begehen vielfach Persönlichkeitsrechtsverletzungen, weil andere Personen ohne ihre Kenntnis gefilmt werden. Verletzt wird das Recht am eigenen Bild, das Recht am gesprochenen Wort sowie (zum Beispiel auch bei dem Filmen von Partygesprächen) die Vertraulichkeit des Wortes. Auch GEMA-Rechte sind betroffen, wenn Musik gespielt wird.


Was können Eltern und Lehrer tun?

Da der Dienst in Deutschland relativ neu ist, sind Lehrer und Eltern häufig noch nicht darüber informiert, wie sich (ihre) Kinder unter Umständen in der Netzöffentlichkeit präsentieren. Deswegen rät die LfM Eltern und Pädagogen

  • das Angebot und damit die Risiken kennen zu lernen, denen sich die Kinder und Jugendlichen aussetzen,
  • das Angebot aktiv mit Heranwachsenden zu thematisieren,
  • die Gefahren und möglichen Konsequenzen zu besprechen,
    und
  • die Nutzungsweisen definieren, aushandeln und - bei unter 13-jährigen - verbieten.


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