18.07.2024

Fast 80 Prozent der Deutschen Internetnutzenden fürchten den Einfluss von Desinformation auf demokratische Prozesse

Medienanstalt NRW veröffentlicht ihre jährliche repräsentative forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Desinformation – dieses Mal mit Fokus auf die Europawahl

Die Angst vor Desinformation war nie größer. Eine große Mehrheit von 79 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Ergebnisse der Europawahlen durch Desinformation im Internet beeinflusst werden. Diese Gefahr sehen dabei die jüngeren Befragten noch stärker als die Älteren: 84 Prozent bei den unter 25-Jährigen stimmen dieser Aussage zu. Das zeigt die aktuelle und repräsentative forsa-Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW, die seit 2019 jährlich erscheint, im Mai 2024 erhoben und heute veröffentlicht wurde. 

„Wie groß die Angst vor Desinformation und wie gering damit das Vertrauen in Medien sind, erschreckt bei unserer Umfrage. Aber es überrascht nicht. Wir haben inzwischen gelernt, dass nicht alles stimmt, was man im Internet an Informationen findet. Umso wichtiger ist es, dass Regulierung verhindert, dass falsche Informationen durch technische Manipulation zusätzliche Reichweite erfahren. Und dass vertrauenswürdige Informationen dank ihres Public-Value-Status besonders gut aufzufinden sind“, kommentiert Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, die aktuelle Umfrage. 

Das Internet hat das Fernsehen als Informationsquelle eingeholt. 

Trotz der Sorge vor politischer Desinformation im Internet werden digitale Medien intensiv genutzt und überholen mittlerweile das Fernsehen: Das Internet (59 %) und der Wahl-O-Mat (54 %) werden bei der Frage nach den bevorzugten Informationsquellen zur kommenden Europawahl etwas häufiger genannt als das Fernsehen mit 53 Prozent. 

Überschätzen wir uns selbst oder unterschätzen wir die anderen? 

Zugleich zeigt sich ein typisches Phänomen bei abstrakten Gefahren. Menschen machen sich viel mehr Sorgen darüber, dass andere sich von Desinformation beeinflussen lassen, als dass ihnen das selbst passieren könnte. So stimmen 89 Prozent der Befragten der Aussage zu, „Ich habe Sorge, dass politische Desinformationskampagnen die Wahlentscheidung von anderen beeinflussen“. Wohingegen sich nur 43 Prozent sorgen, selbst darauf hereinzufallen. 

Politisch motivierte Desinformation begegnet uns eher selten – die Angst vor ihrem Einfluss ist dennoch groß. 

„Politische Desinformation bedroht unsere Demokratie“ – dieser Aussage stimmen 86 Prozent der Befragten zu. Im Jahr 2024 bewegen sich die Anteile derjenigen, denen politische motivierte Desinformation im Internet begegnet ist, jedoch auf fast gleichem Niveau wie im Vorjahr. Nur 17 Prozent geben aktuell an (2023: 16 %), dass sie ihnen häufig auffiel, 37 Prozent passierte dies ab und zu (2023: 38 %) und 20 Prozent selten (2023: 19 %). Unklar bleibt hier natürlich, in wie vielen Fällen eine Desinformation nicht als solche erkannt wurde. 

Wir müssen dringend etwas unternehmen. 

Insgesamt nimmt die Zustimmung zu konkreten Maßnahmen im Vergleich zum Jahr 2023 in Summe eher zu. Mehr als die Hälfte der Befragten unterstützt das Sperren von Absendern, die Desinformation verbreiten (54 %) und das rasche Löschen von Desinformation (53 %). Außerdem gewinnen Fact-Checking-Seiten als Gegenmaßnahme an Beliebtheit: 20 Prozent derjenigen, denen Desinformation im Internet schon begegnet ist, haben sie genutzt, um sie zu prüfen (2023: 17 %). 

Und auch die Zusammenarbeit mit Plattformen findet etwas mehr Zustimmung. 19 Prozent der Befragten haben Verfasser von Desinformation schon mal bei der Plattform, auf der sie unterwegs sind, gemeldet. 2023 waren es nur 13 Prozent. Auch die wahrgenommene Wirksamkeit der Meldung von Desinformation ist leicht gestiegen (2024: 49 %, 2023: 44 %). Nur eine absolute Minderheit ist der Auffassung, dass es keiner Gegenmaßnahmen gegen Desinformation bedarf, da eine Demokratie Desinformation aushalten müsse (5 %) bzw. hält keine der Strategien für wirksam (3 %).

Den vollständigen Studienbericht finden Sie weiter unten auf dieser Website. Eine Übersicht, was die Medienanstalten im Kampf gegen Desinformation unternehmen, finden Sie hier