INTERNETNUTZERINNEN UND -NUTZER BEFÜRCHTEN SPALTUNG DER GESELLSCHAFT DURCH POLITISCHE DESINFORMATION
Jährliche repräsentative forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Desinformation
- 87 Prozent befürchten Gesellschaftsspaltung, 83 Prozent eine Radikalisierung durch politische Desinformation.
- Vertrauen in Social-Media-Plattformen sinkt: Nur noch 41 Prozent halten das Melden bei Plattformen für sinnvoll (2024: 49 %).
- Mehr als jeder Vierte (28 %) verdächtigt Medien sowie Journalistinnen und Journalisten, Desinformation zu verbreiten.
Selten war die Sorge vor Desinformation im Netz so groß. Das zeigt die aktuelle forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Desinformation, die seit 2019 jährlich von der Landesanstalt für Medien NRW veröffentlicht wird. Eine deutliche Mehrheit von 87 Prozent ist demnach der Ansicht, dass politische Desinformation die Gesellschaft spaltet. Ähnlich viele (83 %) befürchten eine Radikalisierung von Einzelpersonen durch Desinformation. Und schließlich fürchten 78 Prozent der Internetnutzenden in Deutschland, dass Desinformation die Wahlergebnisse beeinflussen könnte. Die Befragung wurde im Januar 2025 erhoben und fand somit im unmittelbaren Kontext der vorgezogenen Bundestagswahl statt.
Vertrauen in Plattformbetreiber? Tendenz sinkend.
„Die Ergebnisse dieser Studie können gar nicht ernst genug genommen werden. Dass neun von zehn eine Spaltung der Gesellschaft durch Desinformation fürchten, ist bei einem Kontrollblick auf den Zustand von Medien und Gesellschaft in den USA nicht wirklich eine Überraschung. Auch dass inzwischen fast 60 Prozent kein Vertrauen mehr in das Handeln der Plattformen haben, kann angesichts der fortgeschrittenen Verantwortungsatrophie bei den Herren Zuckerberg und Musk kaum verwundern. Zudem sehen fast 30 Prozent auch Journalistinnen und Journalisten und hiesige Medien als Absender von Desinformation. Dies dürfte deutlich machen, dass wir alle dieses Thema ernst nehmen müssen. Will sagen: Gesetzgeber und Regulierung müssen an die Stelle des Versagens der Plattformen treten und zugleich sollten sich auch etablierte Medien verstärkt mit diesem Befund auseinandersetzen“, kommentiert Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, die aktuelle Studie.
Im Vergleich zum Vorjahr steigt das Misstrauen in Plattformbetreiber als Bekämpfer von Desinformation: 41 Prozent der Befragten halten Meldungen von Desinformation bei den Plattformen noch für eine wirksame Strategie – ein Rückgang um acht Prozentpunkte. Vor allem bei den unter 25-Jährigen sinkt das Vertrauen in Plattformen um 26 Prozentpunkte.
Als Informationsquelle spielen Social Media und das persönliche Gespräch für Jüngere eine größere Rolle als für Ältere. Wahrnehmung klassischer Medien: ambivalent.
Zugleich bauen Social-Media-Plattformen ihre Beliebtheit als Informationsquelle vor der Bundestagswahl im Vergleich zur Europawahl 2024 aus: 24 Prozent aller Befragten nutzen Social Media, um sich vor der Wahl zu informieren (2024: 18 %), bei den unter 25-Jährigen sind es 59 Prozent (2024: 48 %). Junge Menschen informieren sich jedoch nicht ausschließlich online. So zeigt sich in der Altersgruppe der 14-bis 24-Jährigen, dass das persönliche Gespräch eine deutlich größere Rolle spielt als etwa bei den über 60-Jährigen (51 % bzw. 33 %).
Auch klassische Medien gewinnen im Bundestagswahlkampf an Bedeutung zurück. So legen das Radio (2024: 36 %, 2025: 42 %) sowie (gedruckte) Tageszeitungen (2024: 34 %, 2025: 38 %) als genutzte Informationsquellen etwas zu. Ein deutlicher Anstieg zeigt sich bei der Nutzung des Fernsehens als Informationsquelle, von 53 Prozent im Vorjahr auf 63 Prozent im Jahr 2025.
Nicht wenige Menschen hegen allerdings auch Misstrauen gegenüber klassischen Medien: Fast ein Drittel der Befragten (28 %) ist der Ansicht, dass Medien sowie Journalistinnen und Journalisten für die Verbreitung von Desinformation verantwortlich sind.
Die Mehrheit der Deutschen nimmt politische Werbung vor der Bundestagswahl auf Social Media wahr.
Auch die Wahrnehmung von politischer Werbung wurde im Rahmen der forsa-Studie wieder abgefragt. Mehr als die Hälfte (54 %) gibt zum Zeitpunkt der Befragung (Januar 2025) an, in sozialen Medien politische Wahlwerbung zur Bundestagswahl 2025 gesehen zu haben. Bei der Frage, welche Hilfestellungen sich die Befragten wünschen, um Wahlwerbung besser als solche zu identifizieren, fällt besonders auf, dass unter den 14- bis 24-Jährigen im Gegensatz zum Vorjahr ein ausgeprägtes Bedürfnis nach mehr Transparenz im Hinblick auf Sponsoren, Kosten und Zielgruppe besteht (2025: 33 %, 2024: 25 %).
Eine Zusammenfassung der Maßnahmen der Landesanstalt für Medien NRW gegen Desinformation ist hier verfügbar.
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