Landesanstalt für Medien NRW veröffentlicht Studie zur Akzeptanz von KI im Journalismus
Überwiegende Mehrheit der Nutzenden sieht Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Medien positiv und fordert Regulierung für ihren Einsatz
Google-Suchen, Übersetzungsprogramme oder sprachgesteuerte Assistenten: Künstliche Intelligenz erleichtert uns in vielen Bereichen den Alltag. Auch im Journalismus kann die Technologie helfen, fehlende Ressourcen auszugleichen. Das kann Medienunternehmen helfen, Vielfalt fördern und die Qualität im Journalismus stärken. Eine jetzt erschienene Studie zur Akzeptanz von künstlicher Intelligenz im Journalismus der Landesanstalt für Medien NRW zeigt: Auch Nutzende akzeptieren den Einsatz von KI zunehmend. Voraussetzung dafür ist jedoch eine klare Kennzeichnung und unabhängige Aufsicht über den Einsatz der Technologie.
Die Mehrheit der Nutzenden ist offen für den Einsatz von KI im Journalismus. So denken 54 Prozent der Befragten, dass entsprechende Anwendungen die Auffindbarkeit von Inhalten auf Plattformen und in Mediatheken verbessern könnten. Auch bei der Unterstützung für umfangreiche Recherchen sehen die meisten Nutzenden Möglichkeiten, Journalistinnen und Journalisten zu entlasten (51 %), während nur rund 11 Prozent dies ablehnen. 41 Prozent geben an, dass die Technologie dabei helfen kann, mehr lokale Berichterstattung auszuspielen, nur 14 Prozent stehen dieser Aussage skeptisch gegenüber.
Im Vergleich zu älteren Studien zeigt sich damit, dass die Akzeptanz für den Einsatz von KI in den Medien steigt. So empfinden etwa die Hälfte der Befragten den Einsatz von KI bei politischen Themen als vertretbar (51 %). 61 Prozent befürworten eine KI-Unterstützung bei Nachrichten aus Deutschland und aller Welt. Noch stärker fällt die Zustimmung beim Wetterbericht (79 %), Sportereignissen (70 %) oder Unterhaltung (68 %) aus.
„Der Einsatz von KI in den Medien ist wahrscheinlich das Thema, bei dem Chancen und Risiken so gleichzeitig in die Redaktionen drängen, wie noch nie. Einerseits kann sie die Arbeit erleichtern, sodass Freiräume für anspruchsvolle journalistische Tätigkeiten entstehen. Andererseits entbindet die KI Journalistinnen und Journalisten nicht von der Verantwortung für ihre Inhalte. Finale Entscheidungen müssen am Ende immer das Ergebnis menschlicher Überlegungen sein, nicht das Produkt einer noch so intelligenten Maschine. Auch für viele der von uns befragten Nutzerinnen und Nutzer ist das eine zentrale Voraussetzung für den Einsatz von KI im Journalismus“, sagt Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.
KI in den Medien setzt sich durch und braucht klare Regeln
Wie der Einsatz von KI zielgerichtet gelingen kann und zu mehr Vielfalt in den Medien führt, zeigt ein Experiment mit zwei Projekten aus dem Media Innovation Programm der Landesanstalt für Medien NRW. Den Unterschied zwischen einem KI-gesteuerten und einem echten Moderator konnten die Teilnehmenden nicht zuverlässig erkennen. Nur 29 Prozent erkannten die KI im Beitrag. Gleichzeitig dachten im zweiten Beitrag 23 Prozent der Befragten, der echte Moderator sei ein Avatar. 31 Prozent waren sich nicht sicher, ob der Moderator echt oder unecht war. Dieses Ergebnis bestätigte sich auch in einem zweiten Experiment, bei dem die Probanden eine KI-Stimme von einer real eingesprochenen Stimme unterscheiden sollten. Auch hier konnten die Probanden den KI-unterstützen Beitrag nicht sicher erkennen. In beiden Fällen wurde die Qualität ebenso wie die Informationsvermittlung bei den KI-unterstützten Beiträgen etwa genauso gut oder besser bewertet, wie bei den Beiträgen, die ohne KI erstellt wurden.
Nicht zuletzt, weil KI in Beiträgen kaum noch zu erkennen ist, empfinden Nutzende klare und transparente Regeln für ihren Einsatz im Journalismus als wichtig. So stimmen mehr als zwei Drittel (69 %) der Befragten zu, dass es verbindliche Rechenschaftspflichten für ihren Einsatz geben sollte. Etwa genauso viele der Befragten forderten eine Aufsicht durch unabhängige Aufsichtsbehörden (68 %) oder insgesamt eine stärkere Regulierung von KI-Anwendungen (67 %).
Sascha Devigne, Chefredakteur des regionalen Fernsehsenders STUDIO 47, sieht in der Nutzung von KI durch seinen Sender große Vorteile: „Hinsichtlich knapper finanzieller Mittel und steigendem Mangel an Fachkräften ist der Einsatz künstlicher Intelligenz für uns eine wichtige Entlastung. Dank unserer selbstentwickelten KI-Tools konnten wir sogar den Programmumfang steigern, sind inhaltlich dichter und journalistisch relevanter geworden und haben die Sendezeit unserer Primetime-Formate um 50 Prozent verlängern können“, so Devigne.
Das Beispiel von STUDIO 47 zeigt, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz besonders lokalen Medienunternehmen dabei helfen kann, knappe Ressourcen noch zielgerichteter einzusetzen. Ein transparenter Einsatz von KI, der einem klaren Regelwerk folgt, führt damit nicht nur zu einer größeren Akzeptanz in der Bevölkerung. Er schafft auch mehr Freiräume für journalistische Arbeit und damit eine Steigerung der Qualität und die Sicherung der Vielfalt in den Medien.
Die vollständige Ergebnispräsentation der Studie finden Sie hier.
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