Jedes zehnte acht- bis zehnjährige Kind hat bereits Cybergrooming erfahren
Landesanstalt für Medien NRW veröffentlicht Sonderauswertung zur Erfahrung mit sexualisierter Ansprache im Netz
Fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen (24 %) wurde bereits im Netz von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert. Das hat eine repräsentative Befragung von Kindern und Jugendlichen, die die Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben hat, gezeigt. Besonders das Phänomen des Cybergrooming, welches die Kontaktaufnahme Erwachsener mit sexuellen Absichten mit Kindern und Jugendlichen beschreibt, stand dabei im Zentrum der Befragung. Veröffentlicht wurden diese Zahlen Ende letzten Jahres.
Nun hat KB&B Family Marketing Experts außerdem eine Sonderauswertung mit der Altersgruppe der Acht- bis Zehnjährigen durchgeführt – und die Zahlen sind besorgniserregend. Bereits in dieser jungen Altersgruppe nutzen knapp 58 Prozent der befragten Kinder WhatsApp und über 30 Prozent TikTok. Und sie erleben Cybergooming. Über alle abgefragten Arten des Cybergrooming – wie beispielweise Verabredungen über das Internet, der Versand oder das Empfangen von Fotos – gibt fast jedes zehnte Kind an, diese Erfahrung bereits gemacht zu haben.
„Diese Zahlen zeigen eindrücklich, wie notwendig es ist, Kinder bei der Internetnutzung zu begleiten. Kinder bewegen sich vermeintlich sicher in der digitalen Umgebung, kennen die Apps, bedienen sie souverän. Doch bei der Einschätzung von Gefahren im Netz fehlen ihnen die notwendigen Kompetenzen. Eltern haben die Verantwortung, ihre Kinder zu schützen und sie im Umgang mit potentiellen Risiken zu stärken“, kommentiert Mechthild Appelhoff, Leiterin der Medienorientierung der Landesanstalt für Medien NRW, die aktuellen Zahlen.
Es zeigt sich, dass sich Kinder in dieser jungen Altersgruppe seltener gegen diese Kontaktaufnahmen wehren. Während im Durchschnitt der 8- bis 18-Jährigen rund 54 Prozent angeben, solche Kontaktaufnahmen zu blockieren, sind es bei den 8- bis 10-Jährigen nur rund 21 Prozent. Ähnlich sieht es damit aus, den Kontakt zu jemandem, der sich ihrem Empfinden nach ihnen gegenüber falsch verhalten hat, abzubrechen. Fast 44 Prozent der 8- bis 18-Jährigen brechen den Kontakt ab. Bei den 8- bis 10-Jährigen machen das nur knapp 20 Prozent.
Umso dringender wünscht sich die junge Altersgruppe, das Thema zuhause oder in der Schule besprechen zu können. Über 65 Prozent der Kinder geben an, dass es ihnen helfen würde, das Thema stärker in der Schule anzugehen (Gesamtdurchschnitt zum Vergleich: 60,2 %). Über 52 Prozent möchten es mehr zuhause besprechen (Gesamtdurchschnitt zum Vergleich: 44,7 %). Zurückhaltender sind die 8- bis 10-Jährigen damit, sich an die Polizei oder öffentliche Meldestellen zu richten.
„Eltern und Lehrkräfte sollten Kinder, gerade in Fällen von Cybergrooming, aber auch darüber hinaus präventiv begleiten. Kinder müssen sich darauf verlassen können, dass sie auch bei Fragen und Ängsten im digitalen Raum Hilfe bei ihren Eltern und Lehrkräften finden. Und zwar ohne, dass sie dadurch aus Unsicherheit direkt Verbote fürchten müssen. Das ist zu oft der Grund dafür, dass Kinder sich nicht an erwachsene Vertrauenspersonen wenden“, rät Mechthild Appelhoff außerdem.
Mit Fragen zum Themenkomplex sexualisierte Ansprache im Netz oder Fragen zum digitalen Alltag können sich Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen direkt an das Angebot ZEBRA wenden. Mit Eltern und Medien bietet die Landesanstalt für Medien NRW außerdem unmittelbar Hilfe an. Informieren Sie sich schon heute und melden Sie auch Ihre Kita, Schule, Familienbildungsstätte oder ihren Verein für einen Elternabend an.
Die Zahlen zur Sonderauswertung der Befragung
Die vollständige Befragung und alle Zahlen finden Sie auch hier.
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