Sir Christopher Clark erhielt die Médaille Charlemagne. „The Kyiv Independent“ wurde mit einem Sonderpreis ausgezeichnet
Übernahme der Pressemitteilung vom 19. Mai 2022 der Stadt Aachen
- Das Kuratorium des Vereins „Médaille Charlemagne“ würdigte mit diesen Auszeichnungen die Verdienste Christopher Clarks als einem der wichtigsten Chronisten der jüngeren europäischen Geschichte sowie die unabhängige und kritische Berichterstattung des Online-Mediums „The Kyiv Independent“ während des andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine.
- Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins „Médaille Charlemagne“, betonte, dass der Verein mit beiden Würdigungen das Engagement und den Einsatz für ein geeintes Europa, in dem die Lehren der Vergangenheit die Entscheidungen und die Haltung der Gegenwart beeinflussen, auszeichne.
- Die Aachener Oberbürgermeisterin bezeichnete Christopher Clark in ihrer Begrüßungsansprache als einen Pfadfinder der Geschichte, der den Menschen zeige, „wo wir herkommen, wo wir vielleicht hingehen und welche Irrwege wir vermeiden sollten“.
Der Historiker, Autor und Fernsehmoderator Sir Christopher Clark erhielt am 19. Mai in Aachen die Karlsmedaille für europäische Medien, die "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens". Erstmals vergab der Verein in diesem Jahr zusätzlich einen Sonderpreis für die Mitarbeitenden des ukrainischen OnlineMediums „The Kyiv Independent“. Mit der Medaille Charlemagne wird seit dem Jahr 2000 im Umfeld der Karlspreis-Feierlichkeiten eine europäische Persönlichkeit oder Institution ausgezeichnet, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozess der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht hat.
Der „australische Europäer“
Mit Vergabe der 21. Karlsmedaille würdigte das Kuratorium des Vereins „Médaille Charlemagne“ die Verdienste Christopher Clarks als einem der wichtigsten Chronisten der europäischen Geschichte und seinen Einsatz für ein geeintes Europa sowie die transatlantischen Beziehungen. Der „australische Europäer“, Jahrgang 1960, der 2015 von Queen Elisabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge und ist Autor bedeutender Werke zur preußischen Geschichte. In der Begründung heißt es unter anderem: „Seine Bücher, Vorträge und nicht zuletzt seine TV-Produktionen schaffen ein Verständnis für die gesellschaftlichen Bedingungen Europas im 21. Jahrhundert, die heutzutage viel zu oft als selbstverständlich vorausgesetzt werden und deren Wert uns durch den Krieg in Osteuropa so eindrücklich ins Gedächtnis gerufen wurde. Durch seine fundierte geschichtliche Einordnung, insbesondere im Rahmen seiner ZDF-Sendereihen, hat es Christopher Clark auf hervorragende Weise verstanden, einem breiten Publikum die Bedeutung historischer Entwicklungen zur Bewältigung von gegenwärtigen Krisen vor Augen zu führen.“
Unabhängige und kritische Berichterstattung
Mit dem Sonderpreis für „The Kyiv Independent“ wurde das Engagement der Journalistinnen und Journalisten des ukrainischen Online-Mediums für seine unabhängige und kritische Berichterstattung während des andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine ausgezeichnet. „Die beeindruckende Qualität der journalistischen Arbeit unter schwierigsten Bedingungen sowie der mutige Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der nicht selten mit einem Risiko für das eigene Leben verbunden ist, sind von essenzieller Bedeutung für die unabhängige Information aus dem Krisengebiet sowie die bevorstehende Aufarbeitung der Ereignisse“, so die Begründung.
Pfadfinder der Geschichte
Die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen betonte in ihrer Begrüßungsansprache, dass Christopher Clark es immer wieder schaffe, hunderttausende Menschen für die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte zu begeistern. „So faszinierend, dass das Buch sogar auf der Spiegelbestsellerliste landete.“ Und weiter: „Sie zeigen uns als Pfadfinder der Geschichte, wo wir herkommen, wo wir vielleicht hingehen und welche Irrwege wir vermeiden sollten.“ „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ‚The Kyiv Independent‘ liefern eine beeindruckende journalistische Qualität und sorgen mit ihrem mutigen Einsatz für unabhängige Informationen aus dem Krisengebiet“, so Sibylle Keupen weiter. Die unabhängige und kritische Berichterstattung sowie die Achtung der Pressefreiheit während des andauernden Kriegs Russlands gegen die Ukraine sei absolut bemerkenswert.
Ein doppeltes Zeichen
Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins „Médaille Charlemagne“ erklärte: „Mit der Verleihung der ‚Médaille Charlemagne pour les Médias Européens‘ an Christopher Clark und ‚The Kyiv Independent‘ setzen wir in diesem Jahr ein doppeltes Zeichen: Wir zeichnen einen herausragenden Chronisten der jüngeren europäischen Geschichte aus, der uns ein ums andere Mal erklärt hat, warum die Welt mitunter anders ist, als wir es uns wünschen würden. Zum anderen ehren wir mit dem Sonderpreis diejenigen, die sich jeden Tag aufs Neue für eine freie und unabhängige Berichterstattung in Zeiten der Bedrohung und Desinformation einsetzen, nicht selten unter akuter Gefahr für ihr eigenes Leben. Der Verein würdigt mit beiden Preisen das Engagement und den Einsatz für ein geeintes Europa, in dem die Lehren der Vergangenheit die Entscheidungen und die Haltung der Gegenwart beeinflussen.“
Die Laudatio
Die Laudatio auf Christopher Clark hielt die Fernsehmoderatorin und Journalistin Shakuntala Banerjee. Für die musikalische Untermalung sorgte an diesem Abend das AquisGranQuartett mit Mariia Smirnova, Karolina Dzikowska, Niklas Halm und Luke Pan. Die Hörfunk- und Fernsehmoderatorin Sonja Marx führte durch die Verleihungszeremonie.
Brücke der Wahrheit
Olga Rudenko, Chefredakteurin von „The Kyiv Independent“ bedankte sich per Videoschalte gemeinsam mit ihrer Kollegin Anna Myroniuk für die Auszeichnung und betonte die Bedeutung der weltweiten Aufmerksamkeit für die Situation in der Ukraine: „‘The Kyiv Independent‘ hat sich zum Ziel gesetzt, zwischen der Ukraine und der Welt eine Brücke der Wahrheit zu bauen, damit die Wahrheit über den russischen Krieg gegen die Ukraine auch die Leserschaft im Westen erreicht. Diese Mission wird täglich beschwerlicher, denn die Menschen haben genug von den schrecklichen Bildern aus der Ukraine. Stattdessen wollen sie ihr Leben weiterleben. Die Auszeichnung mit der Médaille Charlemagne ist eine großartige Anerkennung unserer bisherigen Bemühungen. Aber viel mehr noch ist sie eine Chance, die Welt an den Krieg in unserem Land zu erinnern. Bitte hören Sie nicht auf, über diesen Krieg zu sprechen. Denn es geht nicht nur um die Ukraine – es ist ein Krieg um eine Zukunft, die für uns alle noch in der Schwebe hängt.“
Integre Journalisten
Im Gespräch mit Sonja Marx erklärte Christopher Clark, dass er sich durch die Auszeichnung mit der Médaille Charlemagne zutiefst geehrt fühle. Er sagte: „Die Möglichkeit, mit einem breiteren europäischen Publikum in die Geschichte einzutauchen und über das nachzudenken, was uns heute noch bewegt und wichtig ist, verdanke ich dem genialen Regisseur Gero von Boehm und seinem wunderbaren Drehteam sowie den Redakteuren vom ZDF. Sie alle werden durch diesen Preis gewürdigt. Insbesondere freue ich mich über die Verleihung des Sonderpreises an ‚The Kyiv Independent‘. Die Nachrichtenmedien sind schon lange nicht so lebenswichtig gewesen wie heute, und der Beruf des integren Journalisten ist heute wieder mit enormen Risiken behaftet. Für den großen Mut der Ukrainer Journalist*innen sind wir alle dankbar.“
Bisherige Preisträger
Bisherige Preisträger der Médaille Charlemagne waren der Publizist Lord George Weidenfeld (GB), der Autor Cees Nooteboom (NL), der Produzent Jan Mojto (D), der Regisseur Jean-Jacques Annaud (F), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln Fritz Pleitgen (D), die polnische Schauspielerin Krystyna Janda, die Stiftung Berliner Philharmoniker, gemeinsam die Regisseure Fatih Akin (D) und Abdellatif Kechiche (F), die Organisation „Reporter ohne Grenzen“, der Musiker André Rieu (NL), die Verlegerin Inge Schönthal-Feltrinelli (I), die russische Zeitung Novaya Gazeta, Timothy Garton Ash (GB), die European Film Academy (EFA), die OSZE-Beauftragte für die Freiheit der Medien Dunja Mijatović, der Eurovision Song Contest, der deutsche Fernsehjournalist und ehemalige Leiter des ARD-Studios Brüssel Rolf-Dieter Krause, der britische Schriftsteller und Historiker Sir Ian Kershaw, das Erasmus Student Network (ESN) sowie 2021 der niederländische Journalist und Historiker Geert Mak.
Mitglieder des Vereins
Verliehen wird der Preis vom Verein „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“, dem folgende Institutionen angehören: Stadt Aachen, Stadt Maastricht, Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, Landesanstalt für Medien NRW, Film- und Medienstiftung NRW GmbH, Arte – der Europäische Kulturkanal, BBC World News, Deutsche Welle, Digitalpublisher und Zeitungsverlegerverband NRW e.V. sowie die Karlspreisgesellschaft. Der Verein wurde 2006 auf Initiative der Landesanstalt für Medien NRW und der Stadt Aachen ins Leben gerufen.
Angela Katzy gestaltete die Medaille
Die Medaille selbst wurde von der in Köln lebenden Künstlerin Angela Katzy gestaltet. Sie hat einen Durchmesser von etwa 10 cm und ist in 925er Silber gearbeitet. Der Lapislazuli ist in 750er Gelbgold gefasst, auch die innere Strebe ist in Gelbgold gestaltet. Sie steht für den Strich, den Karl der Große einer Unterschrift gleich seinem Siegel selbst beifügte, da er selbst nicht schreiben konnte.
Die Seiten-Url wurde in der Zwischenablage gespeichert.