18.05.2021

"Hallo liebe Community!" - Digitale Studienvorstellung und Handlungsempfehlungen

So positiv wirkt sich bestärkende Moderation auf die Online-Debatte aus

Landesanstalt für Medien NRW stellt Studienergebnisse und Handlungsempfehlungen vor

Bestärkende Moderation in Kommentarspalten verbessert die Qualität der Diskussion und die Wahrnehmung von Medienmarken. Das zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt, das Prof. Dr. Marc Ziegele und Dominique Heinbach von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW durchgeführt haben.

Im Rahmen eines sechswöchigen Feldexperiments wurden drei unterschiedliche Moderationsstile gemeinsam mit den Redaktionsteams von „hart aber fair“, „RTL Aktuell“, „WDR Lokalzeit Ruhr“ und „ZDFheute“ live getestet. Vor, während und nach der Anwendung der Moderationsstile wurden über 4.000 Nutzerinnen und Nutzer der jeweiligen Facebook-Seiten nach ihrer Bewertung gefragt und die Ergebnisse sind überzeugend: Nutzerinnen und Nutzer nahmen während der bestärkenden Moderation eine Steigerung der Qualität der Diskussion wahr, fühlten sich stärker mit der Community verbunden und hatten mehr Vertrauen in die Medienmarke.

„Rechtlich relevanten Hasskommentaren begegnen wir mit den Mitteln des Rechtsstaats. Für eine demokratisch gelebte Meinungsfreiheit können wir uns jedoch auch schon in der laufenden Debatte stark machen. Wir alle, Bürgerinnen und Bürger, Medienhäuser und Medienaufsicht, müssen unsere Verantwortung ernst nehmen und aus der leisen Mehrheit viele gut hörbare Stimmen im demokratischen Diskurs machen. Die erfreulichen Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen doch, dass Online-Journalismus nicht mit der Veröffentlichung eines Beitrags endet“, kommentiert Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, die vorliegenden Ergebnisse.

Den einen „richtigen“ Weg gibt es bei der bestärkenden Moderation nicht. Die Wahl des passenden Stils hängt beispielsweise von der Medienmarke und ihrer Community ab. Wichtig ist es aber, überhaupt aktiv zu werden: „Wenn Medienhäuser keine Präsenz zeigen, wird die Community daraus schließen, dass ihnen die Diskussionen in den Kommentarbereichen nicht wichtig sind. Beteiligen sich Moderatorinnen und Moderatoren dagegen aktiv, dialogisch und bestärkend, werden sie als Vorbild für konstruktive, respektvolle und empathische Kommunikation auf Augenhöhe gesehen. Und an diesen Kriterien orientieren sich dann viele Nutzerinnen und Nutzer, wenn sie selbst Kommentare schreiben“, fasst Prof. Dr. Marc Ziegele zusammen.  

Ergebnis des Projekts sind auch folgende drei Handlungsempfehlungen für Redaktionen zum Umgang mit bestärkender Moderation auf den eigenen Seiten:

1. Good Vibrations. Wieder mehr auf das Positive schauen.

Häufig wird beim Moderieren der Fokus auf negative Kommentare gelegt. Wer jedoch verstärkt auf die guten Seiten von Online-Diskussionen reagiert und sich bei verbesserungswürdigen Kommentaren auf Aspekte konzentriert, die bestärkt werden sollen, trägt zu einem Umdenken in der Community bei. Nutzerinnen und Nutzer orientieren sich vermehrt an diesem Verhalten, positive Kommentare erhalten mehr Aufmerksamkeit und konstruktives „Mitmischen“ wird zur Erfolgsstrategie.

2. Investition lohnt sich. Bestärkende Moderation wirkt bereits nach kurzer Zeit.

Die Investition in bestärkende Moderation lohnt sich bereits nach kurzer Zeit. Dabei müssen nicht alle Kommentare moderiert werden. Es reicht bereits, sich auf ausgesuchte Kommentare zu beschränken, um die Diskussionsqualität, das Gemeinschaftsgefühl und die Markenbindung zu verbessern. Und effizient ist es auch noch: Weil ein besseres Diskussionsklima weniger Raum für Hassrede bietet, die aus den Kommentarspalten gelöscht werden muss, kann mittelfristig der Arbeitsaufwand für Redaktionen sinken. Wichtig ist es, dass Redaktionen Präsenz in der Kommentarspalte zeigen, damit das Feld nicht den Hetzern und Pöblern überlassen, sondern stattdessen konstruktiven Beiträgen Aufmerksamkeit geschenkt wird.

3. Langfristig denken. Strategien für das eigene Community Management festlegen.

Bestärkendes Moderieren eignet sich auch für die Community-Entwicklung. Durch verschiedene Moderationsstile können unterschiedliche Ziele erreicht werden, es lohnt sich daher, Best-Practice-Beispiele und Moderationsbausteine zu erstellen. Diese helfen, die Moderation zeitsparend zu organisieren und selbst in größeren Teams eine konsistente Moderation einfach umzusetzen. Der Moderationsstil sollte dabei immer auf die eigene Markenidentität abgestimmt sein. Gerade zu Beginn macht es Sinn, verschiedene Stile zu testen und die Rückmeldung aus der eigenen Community aufzunehmen.

Die Veröffentlichung des Whitepapers zur Studie und des begleitenden Factsheets findet heute um 16 Uhr statt. Außerdem laden wir Sie herzlich zur digitalen Studienvorstellung um 16 Uhr durch Prof. Dr. Marc Ziegele und Dominique Heinbach mit anschließendem Werkstattbericht der Praxispartnerinnen und -partner ein. Gastgeber ist Dr. Tobias Schmid, die Moderation übernimmt Milka Loff Fernandes. Außerdem gibt es um 17 Uhr einen Workshop zur Anwendung der Moderationsstrategien und zum Erfahrungsaustausch mit dem Forschungsteam.

Alle Informationen zum Event und das Whitepaper zum Download finden Sie auf unserer Website. Für Fragen und Anregungen stehen wir gerne zur Verfügung.